Was denken andere über mich?

Bin ich gut genug? Bin ich schön? Wie kann ich sein wie ich bin, ohne mich verstellen zu müssen?

Svenja Lueg
05.11.2021

Was denken andere über mich? Die Frage stellt sich jeder – manche nur dann, wenn alle Augen auf sie gerichtet sind und sie irgendwas vermasselt haben. Andere ständig. Aber irgendwo zwischen diesen beiden Extremen bewegen wir uns alle, egal wie cool oder unangreifbar wir nach außen wirken. Das ist auch total normal, denn in uns steckt so etwas wie ein Beziehungs-Gen – wir sind darauf ausgelegt, mit anderen Menschen zu leben und zu interagieren. Und dazu gehört eben auch, dass wir die Wahrnehmung anderer in unserem Umfeld regelmäßig mit unserer eigenen abgleichen – wie eine Art Realitycheck: Siehst du das, was ich sehe? Das machen wir, um unser Umfeld einzuschätzen: Wir lesen Rankings und Erfahrungsberichte, bevor wir ein neues Handy kaufen und wir nutzen Empfehlungen von Netflix, die darauf basieren, was anderen Leuten mit ähnlichem Geschmack vor uns gefallen hat. Das Gleiche machen wir aber auch, um uns selbst einzuschätzen: Wir versichern uns durch Noten, Feedback und Likes darüber, wie wir abschneiden. 

Wer bin ich, wenn ich andere frage? 

Das Verrückte ist: Obwohl es völlig normal ist, dass wir in der Interaktion mit anderen Menschen ausloten, wer wir sind und was wir wert sind, fühlt sich das in der Realität oft richtig schlecht an. Wenn ich nämlich meine Identität zu sehr von außen abhängig mache, also davon, was andere über mich denken, dann liefere ich mich gewissermaßen ihrem Urteil über mich aus. Auf Dauer wird dabei mein Selbstwert mehr und mehr daran gekoppelt, wie mich mein Umfeld bewertet. Meine Mutter sagt mir immer, dass ich zwei linke Hände habe? Tja, irgendwie bin ich wohl wirklich ziemlich ungeschickt. Mein Lehrer oder Chef ist mit meiner Arbeit unzufrieden? Ich bekomme am Sonntagabend schon Bauchschmerzen, wenn ich nur daran denke, montagmorgens zur Schule zu gehen. Auf Insta habe ich weniger Likes für mein aufwändig inszeniertes Bild bekommen, als ich mir erhofft hatte (oder ich habe gerade gar nichts, was es wert wäre, geteilt zu werden)? Zack, das Selbstwertbarometer ist im Keller. 

Die Folge davon ist: Wenn meine Identität und mein Selbstwert direkt mit dem Feedback zusammenhängen, das ich von anderen bekomme, dann bringt jede Schwankung in dem Feedback, das ich erhalte, meine Identität ins Wanken. Ich stelle alle meine Entscheidungen ständig infrage. Es fällt mir dann unglaublich schwer, mal an einem Kurs festzuhalten, den ich eingeschlagen habe. Und gleichzeitig lässt mich jede Kritik grundsätzlich an mir selbst zweifeln. Jeder Rückschlag bringt mich dazu, lieber das Handtuch zu werfen, als es nochmal zu versuchen und vielleicht wieder zu scheitern. Die Sozialforscherin Bréné Brown bringt es auf den Punkt: »Wir können einfach nicht die Wahrheit über uns sagen, wenn wir gefangen sind in dem, was andere Menschen über uns denken.« Was also tun? 

»Wir können einfach nicht die Wahrheit über uns sagen, wenn wir gefangen sind in dem, was andere Menschen über uns denken« 

  Wer bin ich, wenn ich nur auf mich selbst höre? 

Können wir uns von dem, was andere über uns denken, befreien, indem wir unsere Identität irgendwie von innen statt von außen abhängig machen? Indem wir irgendwo tief in uns finden, wer wir wirklich sind? Das ist zumindest die Botschaft, die uns Disney & Co vermitteln: Arielle lässt ihre Flossen hinter sich und wird Mensch, Tinker Bell singt ›Fly to who you are‹ und breitet ihre Flügel aus. Aber nicht nur Disney ist längst auf den Zug aufgesprungen, der das SELBST in Selbstwert großschreibt. SELBSTliebe, SELBSTfürsorge, SELBSTstärke, SELBSTwahrnehmung sind längst Teil unseres Standardvokabulars. Wir selbst sind die Lösung für unser Dilemma. 

In ihrem Buch Verletzlichkeit macht stark fasst Brown unsere modernen Gedanken über Identität ähnlich zusammen: »Lass los, wer du glaubst, sein zu sollen, und nimm an, wer du wirklich bist.« Klingt gut, oder? Ich muss nur in mich hineinschauen und herausfinden, wer ich tief im Innern bin. Und dann muss ich lernen, mich so anzunehmen und zu lieben. Selbststärke durch Selbstliebe also. 

ABER: Was ist, wenn ich in mir nicht das entdecke, was ich gerne sehen würde? Wenn das Urteil meiner Mutter stimmt und ich bestimmte Dinge wirklich nicht draufhabe? Wie gehe ich mit den schlechten Entscheidungen, die ich getroffen, und den Fehlern, die ich gemacht habe, um? Und selbst wenn ich in mir etwas finde, worin ich meine Identität verankern kann (›Ich bin Sportler‹ oder ›Ich bin attraktiv‹ oder ›Ich bin intelligent‹ oder ›Ich bin eine gute Freundin‹) – was mache ich aus der Tatsache, dass das alles Eigenschaften sind, die ich verlieren kann? Wer bin ich, wenn ich sie tatsächlich verliere? Durch einen Unfall. Weil ich zunehme. Weil ich spätestens an der Uni merke, dass es Leute gibt, die noch viel intelligenter sind als ich. Weil ich durch einen Vertrauensbruch meine Freundschaft aufs Spiel gesetzt habe?   

Was, wenn es noch eine andere Lösung gibt? 

Wenn wir uns sicher sein wollen, wer wir sind, dann brauchen wir (1) eine Identität, die in etwas verankert ist, das wir nicht verlieren können und das uns wirklich zutiefst ausmacht. Aber mehr als das: Als Beziehungswesen brauchen wir (2) jemanden, der uns diese Identität zuspricht; und zwar jemanden, der das zuverlässig und unabhängig von unserer aktuellen Performance tut, jemand, auf dessen Urteil wir vertrauen können. 

Was wäre, wenn es so jemanden gäbe? Jemanden, der all deine Selbstinszenierungsversuche durchschaut, der sieht, wer du wirklich bist – und dich so liebt und annimmt? Mit allen Potenzialen, die in dir schlummern. Mit all deinen Mängeln. Mit deinen liebenswerten Eigenheiten. Und den dunklen Teilen in dir, die du selbst nicht anschauen magst. Und was wäre, wenn du tatsächlich so eine nicht verlierbare und unkaputtbare Identität hättest? Eine, die unabhängig davon ist, wie dein Tag läuft. Davon, welche Leistung du in der Schule, im Studium oder auf der Arbeit bringst? Davon, wie viele Likes dein letztes Insta-Foto bekommen hat? 

»Was wäre, wenn du tatsächlich so eine nicht verlierbare und unkaputtbare Identität hättest? Eine, die unabhängig davon ist, wie dein Tag läuft.« 

Was wäre, wenn dieser jemand Gott wäre? Was, wenn deine Identität in Gott verankert wäre – darin, wer er ist und wer du als sein Gegenüber (die Bibel nennt das Ebenbild) bist? Was, wenn diese Identität völlig unerschütterlich wäre, völlig unabhängig von deinen Fähigkeiten, deinen Fehlern, deinem Beziehungsstatus, deiner Tagesform? Was, wenn du sie gar nicht abstreifen könntest so wie andere Eigenschaften und Rollen, selbst wenn du es versuchst? 

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