»Warum immer ich?«

Warum wir uns die Frage nach dem Leid überhaupt stellen – und warum es eine Frage ist, die wir uns wirklich stellen sollten

Svenja Lueg
18.10.2022

»Warum immer ich Wann hast du dich das zum ersten Mal gefragt? 

 

Seit unserer Kindheit kennen wir das Gefühl, uns passiert etwas Unangenehmes oder Ungerechtes, das so nicht sein müsste. Das wir nicht verdient haben.  

Egal, wie klein oder groß wir zu dem Zeitpunkt sind – in so einem Moment regt sich in uns Widerstand. Wir sträuben uns dagegen zurückzustecken, Unannehmlichkeiten, Schmerzen oder gar Leid auf uns zu nehmen (auch wenn manche Leute darin besser sind als andere). Wir würden alles tun, um so Erfahrungen aus dem Weg zu gehen.  

 

Im Alltag bedeutet das für manche von uns den ewigen Kampf mit der Aufschieberitis von Dingen, die wir als mühevoll oder unangenehm empfinden. Dem regelmäßigen Workout zum Beispiel. Lästigen Hausarbeiten, Schul- oder Uniaufgaben. Oder aber einem unerfreulichen Arzttermin. Aber je länger wir durchs Leben gehen, desto deutlicher merken wir: Wir können diesen Dingen nicht ewig aus dem Weg gehen, irgendwann müssen wir da durch. Und noch schlimmer: Irgendwann beschränken sich die Unannehmlichkeiten nicht mehr auf solche Alltäglichkeiten und Kleinigkeiten. 

 

Früher oder später werden wir alle mit den Schicksalsschlägen konfrontiert, die das Leben bereithält. Dem Zerbrechen einer Beziehung. Dem Verlust von Job, Einkommen oder beruflicher Perspektive. Wir erleben, wie uns Menschen Unrecht tun und uns verletzen – sogar (und ausgerechnet) die, die uns am nächsten stehen. Wir erleben, wie wir andere Menschen enttäuschen und an ihnen schuldig werden – selbst wenn wir das gar nicht wollten.  

 

Und dann gibt es da noch Leid, für das kein Mensch so richtig verantwortlich ist. Die Diagnose einer bedrohlichen Krankheit. Der Tod eines Menschen, von dem wir dachten, wir könnten nicht ohne ihn leben. Naturkatastrophen. Besonders die Erfahrungen von Leid, in denen wir nicht einmal einen Schuldigen finden, lassen uns oft mit einem Gefühl völliger Hilflosigkeit zurück.  

In solchen Momenten zerplatzt die Illusion von Selbstbestimmtheit und Kontrolle über unser Leben, der wir uns im Alltag so gerne hingeben. Wir merken oft erst dann, wie wenig wir eigentlich kontrollieren können. Und uns dämmert langsam, dass mit unserer Welt irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung sein kann, wenn sie so grausam ist. 

 

Da stellt sich natürlich die Frage: Wer oder was kontrolliert unser Schicksal? Warum passiert uns Schlimmes? Warum gibt es überhaupt Leid und warum scheint es genauso zielsicher die „Guten“ zu treffen wie die „Schlechten“, die Unschuldigen wie die Schuldigen? 

 

Leben ohne Leid gibt es nicht. Und deswegen müssen wir uns zwangsläufig die Frage nach dem Warum hinter dem Leid stellen.  

 

Tatsächlich ist das auch eine Frage, die sich Menschen schon immer gestellt haben. Sie tritt in unterschiedlichen Formen auf. 

Vielleicht hast du sie dir schon ganz existenziell gestellt, als du selbst oder jemand, den du liebst, leiden musste. Möglicherweise geht es dir selbst eigentlich ganz gut. Aber wenn du die Nachrichten schaust, von Krieg, Hungersnöten und Unwetterkatastrophen hörst, dann fragst du dich trotzdem: Warum ist unsere Welt so? Ist das nicht ungerecht?  

 

Für Menschen, die an Gott glauben – oder sich zumindest fragen, ob es ihn geben könnte – wird die Frage noch ein bisschen schwieriger. Denn, wenn es einen Gott gibt und wir trotzdem so viel Leid in unserer Welt haben, bleiben uns logisch eigentlich nur zwei Möglichkeiten, das unter einen Hut zu bringen:  

 

  1. Entweder Gott kann uns nicht helfen 
  2. Oder er will uns nicht helfen.

 

Wenn man mal ein bisschen darüber nachdenkt, dann sind beide Alternativen nicht besonders attraktiv.  

 

1. GOTT KANN NICHT HELFEN

Ein Gott, der nicht die Macht hat, uns zu helfen, wäre dem Bösen und dem Leid gegenüber genauso schwach und hilflos wie wir. Wäre er dann überhaupt Gott?  

 

2. GOTT WILL NICHT HELFEN

Ein Gott, der zwar die Macht hat, uns zu helfen, aber nicht will, wäre hingegen ein furchtbarer Tyrann. So einen allmächtigen Herrschergott, der mitleidlos über unser Schicksal verfügt, ohne dass wir uns gegen ihn wehren können, könnten wir nur fürchten, aber niemals lieben oder bewundern. 

 

Schon im dritten oder vierten Jahrhundert v. Chr. hat der griechische Philosoph Epikur das Problem mit Gott und dem Leid treffend auf den Punkt gebracht:  

»Gott will entweder die Übel nicht beseitigen und kann es nicht; oder er will es weder noch kann er es; oder er will es und kann es. Wenn er es will, aber nicht kann, ist er schwach, was bei Gott nicht der Fall ist. Wenn er es kann und nicht will, so ist er neidisch, was Gott ebenso fremd ist. Wenn er es weder will noch kann, so ist er sowohl neidisch als auch schwach und daher kein Gott. Wenn er es aber will und kann, was allein Gott zukommt, woher stammen dann die Übel oder warum beseitigt er sie nicht?« 

Du siehst – die Geschichte ist ganz schön vertrackt. Und die Frage nach dem Leid ist absolut berechtigt. In den nächsten Artikeln werden wir herausfinden, welche Antworten der christliche Glaube auf die Frage nach der Vereinbarkeit von Gott und Leid in der Welt gibt und wie wir ganz konkret mit Leid umgehen können.

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